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Aus dem Arbeitsalltag einer Supervisorin

-bme- Reckenfeld. „Ich arbeite als Supervisorin“ – Aha, denken sich da viele Menschen und überlegen angestrengt, was ihnen zu der Berufsbezeichnung spontan einfällt. Ein Blick in den Duden hilft nicht weiter – ein entsprechender Eintrag fehlt. Und das, obwohl es die Supervision als Tätigkeitsfeld schon seit Jahrzehnten in Deutschland gibt. Als gelernter Lateiner kommt man der Sache schon ein bisschen auf die Spur: „Supervision“ kommt von dem lateinischen Verb „supervidere“ und bedeutet wörtlich übersetzt „Draufsicht“. Im Fremdwörterlexikon schließlich wird der Interessierte fündig: Ein Supervisor ist dort ein „Oberaufseher oder Kontrolleur“.

Doch wie eine Oberaufseherin wirkt Eva-Maria Inhoffen nun wirklich nicht. Die quirlige, kleine Person mit dem sympathischen Lächeln würde es auch weit von sich weisen, als solche bezeichnet zu werden. „Supervision dient grundsätzlich der Entwicklung von Personen und Organisationen. Sie verbessert das Handeln von Menschen in beruflichen Rollen und in deren institutionellem Kontext“, zitiert die Reckenfelderin die offizielle Definition der Deutschen Gesellschaft für Supervision (DGSV), deren Sprecherin sie für die Regionalgruppe Münster ist.

Am ehesten nachvollziehbar wird ihre Arbeit, wenn sie von ihren Aufträgen erzählt. „Da wird ein Ingenieur plötzlich zum Leiter einer Abteilung befördert. Fachlich zwar hoch qualifiziert, fehlt ihm aber jede Erfahrung mit einer leitenden Position. Dies ist ein typischer Anlass, um als Supervisor tätig zu werden“, gibt die gelernte Diplom-Sozialpädagogin ein konkretes Beispiel. Neben Einzelpersonen sind es auch ganze Abteilungen, Teams oder Einrichtungen, die sie berät. „Da wendet sich ein niedergelassener Arzt an mich, weil es in seiner Praxis nicht rund läuft. Fehlende Kommunikation oder Reibereien in der Belegschaft, eine ungünstige Organisation oder auch ein Chef, der mit der Personalführung überfordert ist – da kann es viele Ecken geben, an denen es hakt. Und genau die versuche ich in Gesprächen zu finden und aufzulösen“, so Inhoffen. Dabei ist viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung vonnöten. Schließlich erfährt sie dabei auch oft sehr persönliche Dinge von den Beteiligten. „Da gibt es auch für mich eine Schweigepflicht, um den Einzelnen zu schützen.“

„Nach den ersten Sitzungen – der Diagnosephase – wird schriftlich ganz exakt die Zielsetzung meiner Arbeit festgehalten. Es geht schließlich nicht darum, dass man sich in der Kuschelecke zusammensetzt und ein bisschen nett unterhält. Meine Arbeit ist schon sehr zielorientiert.“ Zurzeit begleitet sie zum Beispiel zwei Kindertagestätten, die fusioniert werden sollen. „Bei diesem Prozess geht es vor allen Dingen um neue Organisationsstrukturen, die entwickelt werden müssen. Und auch da spielen natürlich sowohl die Mitarbeiter als auch die Führungsebene eine entscheidende Rolle, damit das Ganze am Ende auch funktioniert.“

Im Gegensatz zu einer Schulung sieht Eva-Maria Inhoffen ihre Arbeit näher am einzelnen Menschen beziehungsweise am jeweiligen Auftrag. „Ich habe kein fertiges Konzept, wenn ich in ein Unternehmen oder eine Einrichtung komme. Vielmehr nutze ich mein Wissen, um ganz speziell auf den einzelnen Fall zugeschnitten eine Lösungsstrategie zu erarbeiten.“ Dabei mache sich die Supervision Erkenntnisse aus der Psychologie, Soziologie sowie der Arbeits- und Organisationforschung zunutze.

„Eine ständige Weiterbildung sowie die Reflexion der eigenen Arbeit durch Kollegen sind für uns ein absolutes Muss“, so die 51-Jährige. Seit 14 Jahren ist sie nun schon als Supervisorin tätig. Und eines hat sich die Reckenfelderin bei ihrer anspruchsvollen Arbeit immer bewahrt: „Den Blick von außen. Ich gehe zwar in die Strukturen meiner Kunden hinein, um sie zu analysieren. Doch dann ist es auch wieder ganz wichtig, auf Distanz zu gehen.“ Nur so kann sie die „Draufsicht“ bewahren und erkennen, was die unmittelbar Beteiligten oft nicht erkennen können.

Das Interview führte Beate Nießen, Westfälische Nachrichten (Redaktion Greven).